Berger: "Auf mich bin ich nicht so stolz"

Eine sagenhafte Parade in der Verlängerung, zwei gehaltene Elfmeter und ein eigener verwandelter: Besser hätte der Abend für Ann-Katrin Berger nicht laufen können. Die aber wiegelte ab - und fand Anlass zur Selbstkritik.
Zum An-den-Kopf-greifen: Ann-Katrin Bergers Paraden brachten in Basel so einige zum Staunen. IMAGO/Eibner
Wie sie ihre größte Tat erklären sollte, wusste sie auch mit einigen Minuten Abstand nicht. "Ich habe gerade erst noch mal überlegen müssen, was da passiert ist. Ich habe keine Ahnung", sagte Ann-Katrin Berger, als sie nach dem Viertelfinal-Sieg über Frankreich (6:5 im Elfmeterschießen) in der Mixed Zone stand. Eine Mischung aus Reaktion und Instinkt sei ihre Parade in der 103. Minute gewesen: "Ich weiß nicht, wie ich da noch hingekommen bin, ganz ehrlich."
Kapitänin Janina Minge hatte mitten in der Verlängerung eine Flanke mit dem Kopf in Richtung eigenes Tor abgefälscht - über Berger hinweg. Die Keeperin kratzte den Ball im Zurückspringen noch soeben von der Torlinie.
Es sollte längst nicht die einzige eminent wichtige Aktion von Berger bleiben, die im Elfmeterschießen zweimal parierte und einmal verwandelte. Dennoch wiegelte sie ab: "Auf mich bin ich nicht so stolz. Ich bin auf die Mannschaft stolz", stellte Berger im ZDF klar: "110 oder 100 Minuten zu zehnt auf dem Platz zu stehen, ist eine krasse Arbeit." Kathrin Hendrich hatte nach einer Tätlichkeit schon in der 13. Minute die Rote Karte gesehen.
"Ich habe einfach nur meinen Teil dazu beigetragen, aber die Mannschaft hat die ganze Arbeit gemacht. Deswegen finde ich es immer schade, dass dann mir als Torhüterin applaudiert wird", sagte Berger. Sie habe einen "Heidenrespekt" vor ihrer Mannschaft.
Vor dem Elfmeterschießen stand für die 34-Jährige eine Trinkflasche mit einem Spickzettel parat: Wohin schießen die potenziellen französischen Schützinnen? All die Vorbereitung war aber umsonst.
"Mein Torwarttrainer hat sich so viel Mühe gegeben, aber ich habe einfach nicht draufgeguckt", sagte Berger. Sie sei "der Typ, der ein bisschen mehr im Moment lebt" und habe auf ihr Gefühl gehört. Dabei übte sie aber auch Selbstkritik: "Das wird wahrscheinlich mein Opa auch sagen: Manchmal bin ich zu früh gesprungen und das weiß ich selbst. Ich kriege wahrscheinlich noch ein bisschen Ärger von unserem Bundestrainer, weil auch er gesagt hat: 'Du springst immer in die gleiche und falsche Ecke.''
Schwer vorstellbar, dass Berger nach dieser Top-Leistung irgendeine Art von Ärger droht. Sogar zu den verwandelten Elfmetern ihrer DFB-Kolleginnen könnte die gebürtige Göppingerin ihren Teil beigetragen haben. Sie war zu den deutschen Schützinnen vor deren Versuchen gegangen und hatte ihnen einen Satz mitgegeben: "Ihr könnt mich im Training (beim Elfmeter, Anm. d. Red.) schlagen, also könnt ihr gegen die (französische, d. Red.) Torhüterin auch gewinnen."
kicker